Ein Jahr draussen schlafen

Das dachte sich Wigald Boning und unternahm das erstaunliche Projekt,  ein Jahr (es wurden dann über 200 Tage) nur draußen zu schlafen. In seiner Wohnung war es ihm im Sommer zu heiß, da suchte er sich einen Platz an der Isar und schlief dann draußen. Dabei unterschied er nicht zwischen privaten Nächten und dem Schlafen nach beruflichen Auftritten, wo er das gebuchte Hotelzimmer einfach ausschlug und sich einen Platz für sein Zelt zuweisen ließ. Nicht uninteressant auch sein Hinweis auf die Unterscheidung von Biwakieren und Zelten: Biwakieren ist eine Notunterkunft im Freien, zu der man in Deutschland für eine Nacht das Recht hat. Boning ist natürlich Individualist (zum Glück ist er kein Outdoor-Fetischist), er nennt seine Unternehmung Experiment. Er reiht sich damit ein in die Gruppe derer, die derzeit Bücher über die Lust, draußen zu schlafen veröffentlichen (Torbjörn Ekelund: Im Wald) und diesem Bedürfnis so Stimme und Beispiel geben. Ein Zufall, dass Boning sich als Lektüre eine Geschichte der Sinti und Roma mit ins Zelt genommen hat?